In der Normandie, etwa 1150 km von Teltow entfernt, liegt die rund 9000 Einwohner zählende Stadt Gonfreville l’Orcher. Am südlichen Ortseingang befindet sich die berühmte „Pont de Normandie“, eine gigantische Autobahnbrücke, die die Mündung der Seine überquert.
Weitere Touristenattraktionen in der Umgebung sind u.a. die malerischen Häfen Honfleur und Étretat, das Unesco-Weltkulturerbe Le Havre oder die Abteien und die geschützten Naturgebiete entlang der Seine.
Die Stadt Gonfreville l’Orcher ist aus dem Zusammenschluss zweier Dörfer entstanden: der ehemaligen Gemeinde Gonfreville und der von Gournay.
Das Stadtwappen fasst die Aktivitäten der Stadt zusammen: Die Weizenähren erinnern an die landwirtschaftliche Tradition, die Ölraffinerie verweist auf die Industrialisierung und die Taube zeigt das traditionelle Engagement der Stadt für den Frieden.
Bewohnt ist der Ort seit der gallo-römischen Zeit. Später wacht hier eine Festung über die Mündung der Seine. Im Zuge der normannischen Überfälle im 9. Jahrhundert lässt der Wikinger Herrscher Auricher eine Burg errichten, Daraus wird später das „château d‘Orcher“. Seine heutige Gestalt erhält das Schloss im 18. Jahrhundert.
Von der ursprünglich romanischen Kirche (11. Jahrhundert) ist lediglich ein Teil des viereckigen Glockenturms übrig geblieben. Die Kirche wurde im 17. und im 19. Jahrhundert umgestaltet.
Der Taubenschlag, der heutzutage mitten im modernen Stadtzentrum steht, datiert aus dem 15. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert entsteht zudem das Herrenhaus (manoir) von Bévilliers im Renaissance-Stil, inzwischen von einem 9-Loch-Golfplatz umgeben.
Lange Zeit dominiert im Dorf die Landwirtschaft. Im 19. Jahrhundert entstehen Gießereien, Mühlen und Seilfabriken. Die Industrialisierung verstärkt sich im 20. Jahrhundert mit solchen Firmen wie Total, Schneider, Hispano-Suiza, Aircelle u.a.
Während des Zweiten Weltkrieges wird Gonfreville l‘Orcher durch die Deutsche Wehrmacht besetzt. Ab 1944 errichtet die amerikanische Armee Transitlager für die Truppen, die nach Deutschland marschieren oder von dort zurückkehren. Das Lager „Philip Morris“ ist wie eine Stadt in der Stadt organisiert und bietet bis zu 35 000 Soldaten Platz. Es gibt hier diverse Läden, ein Krankenhaus, ein Kino usw.. Später werden die Baracken bis in die 1970er Jahre von Familien aus Le Havre bewohnt, die während der Bombenangriffe alles verloren haben. Zwei Baracken hat die Stadt restauriert und daraus das heutige Museum („Maison du patrimoine et des cités provisoires“) gemacht.
Zu einem bescheidenen Wohlstand ist die Stadt dadurch gekommen, dass sich auf ihrem Territorium größere Ölraffinerien und Chemiewerke ansiedelten. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer fließen allerdings seit Inkrafttreten der jüngsten Gebietsreform in einen Gemeindeverband aus zahlreichen Orten rund um Gonfreville und Le Havre.
Der Alltag der „Gonfreviller“ wird im Übrigen durch die ständigen industriellen Belastungen geprägt: Lärm, Gerüche und Betriebsgefahren.
Seit 1964 bestehen regelmäßige Kontakte zwischen Gonfreville und Teltow, die durch den Partnerschaftsvertrag des Jahres 1999 erneut belebt wurden. Neben regelmäßigen Kunstausstellungen in beiden Städten, Sportturnieren oder etwa der Teilnahme zahlreicher Delegationen an den diversen örtlichen Festen sind im Laufe der Jahre viele persönliche Freundschaften entstanden.
Seit Juli 2017 ist Alban Bruneau (links im Bild) Bürgermeister. Sein Vorgänger von 1995 bis 2017 war Jean-Paul Lecoq (rechts), inzwischen Mitglied des französischen Parlaments (Assemblée Nationale).
Die Stadt Gonfreville l’Orcher stellt sich unter http://www.gonfreville-l-orcher.fr vor.